Existenzgründung in der Musikbranche: Das müssen Neulinge wissen

Existenzgründung in der Musikbranche: Das müssen Neulinge wissen

Musik ist mehr als nur Unterhaltung. Sie kann das Leben beeinflussen, Leidenschaft wecken und dabei helfen, den eigenen Gefühlen und Gedanken Ausdruck zu verleihen. Wer die Musik für sich entdeckt hat und mehr als nur Zuhören will, denkt möglicherweise auch darüber nach, diese Leidenschaft zum Beruf zu machen. Vor der Existenzgründung jedoch müssen sich künftige Selbständige gut vorbereiten.

Die persönliche Eignung unter die Lupe nehmen

Der Schritt in die Musikbranche zieht große Veränderungen nach sich. Das gilt vor allem für Menschen, die bislang in einem geregelten Angestelltenverhältnis arbeiteten und sich an das klassische „Nine-to-Five“ des Berufslebens gewöhnt haben. Wer sich mit der eigenen Musik selbständig machen möchte, muss alle bisherigen Gewohnheiten über Bord werfen, denn normale Arbeitszeiten sind dann nicht mehr möglich.

Wenn Musik zum Beruf werden soll, braucht es eine starke Persönlichkeit. (Quelle: langll (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)

Wenn Musik zum Beruf werden soll, braucht es eine starke Persönlichkeit. (Quelle: langll (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)

Daher spielt auch die persönliche Eignung eine wichtige Rolle bei der Beantwortung der Frage: „Kann ich im Musik-Business bestehen?“ Zur Eignung gehört nicht nur Talent, sondern vielmehr die seelische Ausstattung eines Menschen. Ein entscheidender Punkt ist die Fähigkeit, mit Stress umgehen zu können. In der Musikbranche ist es üblich, dass dauerhafte Belastungen über Tage oder sogar Wochen hinweg Energie rauben. Insbesondere während der Anfangszeit müssen Selbständige permanent die sogenannte „Extrameile“ gehen, um einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Das funktioniert nur, wenn sie dazu in der Lage sind, sich selbst zu motivieren und auch in schwierigen Phasen durchzuhalten.

Ein weiterer Aspekt, der über das Wohl und Wehe der eigenen Karriere entscheidet, sind soziale und zwischenmenschliche Skills. Die Musikbranche setzt wie kaum ein anderer Bereich auf Kontakte. So sollten Selbständige dazu in der Lage sein, aktiv auf Menschen zuzugehen sowie sich selbst und die eigene Musik verkaufen zu können. Auch das konsequente Pflegen von Kontakten gehört zu den Punkten, ohne die sich Erfolg im Musikbusiness nicht einstellen wird.

Nicht vergessen werden sollte außerdem auch die Tatsache, dass das persönliche Einkommen an Stabilität verliert. Es ist wichtig, dass sich Selbständige gut darauf vorbereiten, in manchen Monaten mehr und in wiederum anderen weniger bis nichts zu verdienen. Bis ein Musiker es in die Mega Hitparaden im Radio schafft, können Jahrzehnte vergehen. Nur wer Ersparnisse oder eine hilfsbereite Familie hat, wird diese Phasen durchstehen können. Hinzu kommt, dass auch die eigene Familie Geduld beweisen muss. Wer sich selbständig macht, kann nicht mehr wie gewohnt am Familienleben teilnehmen und muss einen Großteil seiner Freizeit opfern. Daher sollte auch die eigene Familie zu ihrer Meinung befragt und um Unterstützung sowie Verständnis gebeten werden.

Die Musikbranche ist hart umkämpft

Ist die Frage nach der persönlichen Eignung geklärt, beginnt die Planungsphase. Hier müssen angehende Existenzgründer nicht nur für sich selbst herausfinden, wie sie sich am Markt präsentieren wollen und wo ihre Unterscheidungsmerkmale zu anderen Musikern liegen. Auch ist eine sorgfältige Konkurrenzanalyse das A und O auf dem Weg zum Erfolg.

Die Konkurrenzanalyse verrät, wie viele Mitbewerber es gibt. (Quelle: Pexels (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)

Die Konkurrenzanalyse verrät, wie viele Mitbewerber es gibt. (Quelle: Pexels (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)

Um herauszufinden, welche Konkurrenten es am Markt gibt, braucht es mindestens einen PC mit Internetzugang. Hier muss recherchiert werden, welche Bands, Sänger und Labels es in der nahen oder auch ferneren Umgebung gibt und wo sich Schnittmengen ergeben. So wird ein klassischer Hochzeitssänger weniger in Konkurrenz mit einer Party-Rock-Band stehen, muss sich die potenzielle Zielgruppe aber mit anderen Hochzeits-Musikern teilen. Aus dieser Analyse lässt sich dann ableiten, wie sich konkrete Unterscheidungsmerkmale schaffen lassen, die Kunden und Auftraggeber anlocken. Grundsätzlich gilt hier: Es ist sehr viel klüger, eine kleine Nische zu bekleiden, als ein allzu gewöhnliches, austauschbares Angebot zusammenzustellen.

Da die Musikbranche ein sehr schnelllebiger Bereich ist, sollten Selbständige stets im Bilde sein. Das Abonnieren von Newslettern und Fachzeitschriften gehört daher genau wie die Teilnahme an Netzwerktreffen und Messen im wahrsten Sinne des Wortes zum guten Ton. Darüber hinaus müssen sich Selbständige schon im Vorhinein sehr sorgfältig mit wichtigen Themen wie der GEMA, rechtlichen Aspekten rund um Verträge und auch Versicherungen befassen. Wer das vergisst, gerät nicht selten in große Schwierigkeiten, die existenzbedrohende Ausmaße annehmen können.

Die Finanzfrage muss geklärt sein

Ist das Konzept entworfen und zeigt auch die Marktanalyse, dass sich die Selbständigkeit theoretisch lohnen kann, entwerfen künftige Selbständige ihren Businessplan. Dieser Plan ist nicht nur wichtig, um sich die eigenen Ziele vor Augen zu führen, sondern verrät ebenfalls viel über die finanzielle Situation. Die wohl wichtigste Frage, die sich Selbständige dann stellen müssen: „Wie kann der Traum vom eigenen Business finanziert werden?“

Grundsätzlich gibt es hier verschiedene Möglichkeiten. Bevor diese jedoch Schritt für Schritt ausgelotet werden, sollten alle notwendigen Investitionen aufgelistet werden. Diese Liste umfasst im besten Fall nicht nur fixe Kosten für Anschaffungen, sondern auch variable Kosten für Versicherungen, die sich auf das Budget auswirken. Wer die eigenen Ersparnisse von diesem errechneten Bedarf abzieht, erhält die Summe, die anderweitig aufgetrieben werden muss.

Eine Option, sich finanzielle Mittel zu beschaffen, ist die Suche nach Unterstützung aus der eigenen Familie. Vielleicht können Eltern, Geschwister oder Großeltern dabei helfen, ein finanzielles Polster anzulegen. Ist das nicht der Fall, können auch Förderprogramme für Existenzgründer sinnvoll sein. Und bleibt am Schluss aller Bemühungen noch immer eine finanzielle Lücke, lässt sich diese mit einem sinnvoll ausgewählten Kredit zur Unternehmensgründung schließen. Am besten ist es hier, wenn sich angehende Gründer verschiedene Angebote einholen und bei der Betrachtung von Laufzeiten und Zinsen darauf achten, dass sich die Verbindlichkeiten auch in der Zukunft noch decken lassen.

Rechtliches und Steuerliches

Wer seine Vorhaben am Schluss konkret in die Tat umsetzen will, muss seine Selbständigkeit auch dem Finanzamt melden. Viele Musiker genießen den Vorteil, sich nicht als Gewerbetreibende, sondern als Freiberufler eintragen lassen zu können. Bei gruenderlexikon.de werden die Unterschiede genauer aufgelistet.

Musiker können sich unter Umständen als Freiberufler registrieren. (Quelle: webandi (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)

Musiker können sich unter Umständen als Freiberufler registrieren. (Quelle: webandi (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)

Da sich Selbständige meist in Eigenregie um ihre Sozialversicherung kümmern müssen, kann das unter Umständen hohe monatliche Kosten auf den Plan treten lassen. Nicht außer Acht lassen sollten

gerade Musiker die Option, sich bei der Künstlersozialkasse zu melden. Die Mitgliedschaft verringert die monatlichen Zahlungen zur Sozialversicherung deutlich, was gerade für Existenzgründer ein Segen ist. Welche Voraussetzungen es für die Mitgliedschaft gibt, erklärt die Künstlersozialkasse in einem Beitrag.

Letztlich also ist die Existenzgründung in der Musikbranche sowohl mit finanziellen als auch mit persönlichen Investitionen verbunden. Wer sich jedoch gut informiert und einen soliden Plan für die Zukunft aufstellt, kann den Sprung sicherlich wagen.

Dieser Beitrag wurde unter Radio abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.