Radio: Der tägliche Begleiter macht uns glücklich

Radio: Der tägliche Begleiter macht uns glücklich

Auch in diesem Jahr feierten nicht nur Musiker den Welttag des Radios, den die UNESCO vor sechs Jahren zum ersten Mal ausgerufen hat. Am 13. Februar drehte sich daher in Studios alles rund um das Medium, das schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland Menschen zusammenbringt. Eine Frage, die sich jeder Radiohörer sicherlich schon einmal gestellt hat: Warum fühlt sich gerade die Nutzung dieses Mediums so gut an? Wer dieser Frage auf den Grund gehen will, wird Spannendes entdecken.

Nicht zu unterschätzen: Das Gemeinschaftsgefühl

Das Radio als Medium unterscheidet sich ganz bewusst vom bloßen Musikhören. Auch wenn Musik an sich die Welt des Radios beeinflusst, sind es doch auch die vielen Berichte und Nachrichten, die Hörer tagtäglich unterhalten und informieren sollen. Am anderen Ende sitzen kommunikative Menschen, die sich mit rhetorischem Geschick und durchaus auch journalistischem Wissen um die Versorgung ihrer Hörer kümmern. Welchen Stellenwert das Radio einnimmt, ist von Land zu Land unterschiedlich. So gibt es in manchen Ländern gar keine andere Möglichkeit als das Radio, um stets gut informiert zu sein, während anderenorts der Unterhaltungsfaktor im Vordergrund steht.

Glücksfaktor: Radiohörer fühlen sich nicht alleine. (Quelle: Free-Photos (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)

Glücksfaktor: Radiohörer fühlen sich nicht alleine. (Quelle: Free-Photos (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)

Wer jedoch das Radio als weltweit beliebtes Medium betrachtet und dabei nach den Glücksfaktoren sucht, wird eines feststellen: Das Zusammengehörigkeitsgefühl spielt eine bedeutende Rolle. Wer Radio hört, verbindet sich ganz automatisch mit der Welt, den Moderatoren und anderen Zuhörern. Das kann Gefühlen von Einsamkeit entgegenwirken und bringt vor allen Dingen auch die gesunden Aspekte der Musik mit sich. Manche Radiosender betonen den Gemeinschaftseffekt, indem sie sich auf bestimmte Musik-Genres wie beispielsweise Schlager oder Rock spezialisieren. Das ermöglicht eine individuelle und sehr fokussierte Ansprache der Hörer, die sich hierdurch gesehen und geachtet fühlen.

Doch das Gemeinschaftsgefühl beim Hören von Radio geht über diese Faktoren hinaus. So ist es außerdem möglich, dass sich die Hörer selbst am Geschehen beteiligen, einander helfen und sich gegenseitig unterstützen können. Mit verschiedensten Aktionen zu aktuellen Themen, Hörerstimmen und auch der Möglichkeit, Blitzer oder Staus zu melden, wird der Mensch vor dem Radio aktiv eingebunden und zu einem wichtigen Teil der Sendungen. Letztlich also ist das Radio für den einzelnen Menschen schon seit Jahren eine Möglichkeit, sich als Teil der Gesellschaft zu verstehen und seinen Wert zu erkennen.

Glücksfaktor Gesundheit: Auch hier hilft das Radio

Abgesehen von unterhaltsamen Beiträgen und Nachrichten bietet das Radio vor allen Dingen Musik. Hier wiederum kommt ein Faktor zum Tragen, der die menschliche Gesundheit auf vielfältige Weise beeinflussen kann. Es gibt sogar gleich mehrere Gründe, warum Musik gut für die Gesundheit ist. Auch Mediziner wissen, dass sich mit Musik so einiges bewirken lässt und nutzen sie als unterstützende Maßnahme bei Therapie und Behandlung.

Musik kann Schmerzen lindern, beruhigen und die Heilung fördern. (Quelle: PourquoiPas (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)

Musik kann Schmerzen lindern, beruhigen und die Heilung fördern. (Quelle: PourquoiPas (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)

So ist Musik ein fester Bestandteil des Therapieprogramms, das die Mitarbeiter des Bostoner Massachusetts General Hospital ihren Patienten anbieten. Auch an der Ohio State University haben sich Forscher mit den Effekten von Musik auf die menschliche Gesundheit beschäftigt und fanden heraus: Patienten, die künstlich beatmet werden, verkrampfen sich aufgrund des hohen Stresslevels. Das jedoch kann zu Problemen führen, weswegen das Personal Beruhigungsmittel verabreicht. In Tests aber wurde deutlich, dass das Hören von Musik schon nach fünf Tagen erstaunliche Auswirkungen hatte. Die Patienten mussten weniger Beruhigungsmittel einnehmen als diejenigen, die keine Musik hören konnten.

Auch auf die Heilung kann sich Musik auswirken. Hier ist es vor allem das Gehirn, das durch verschiedene Klänge beeinflusst und angeregt wird. Fetzige Rockmusik gibt Kraft, Klassik beruhigt und auch andere musikalische Stimmungen entfalten ihre individuelle Wirkung auf den einzelnen Menschen. Selbstverständlich reagiert jeder Mensch etwas anders auf musikalische Reize. Allen gemeinsam jedoch ist der Einfluss von Musik auf die sogenannte Neuroplastizität. Unter Neuroplastizität verstehen Wissenschaftler die Fähigkeit des Gehirns, seine Strukturen ein Leben lang zu ändern. Wichtig kann das beispielsweise für Menschen sein, deren Gehirn nach Schlaganfällen oder Hirntumoren Schaden genommen hat. Neuroplastizität sorgt dann dafür, dass gesunde Gehirnareale die Funktionen der geschädigten Bereiche übernehmen. Es entsteht ein neues Netz aus Nervenzellen und Nervenzellbahnen, bei dem Reize sich fast wie von alleine sinnvolle Wege suchen. Dass Musik hier helfen kann, ist eines der bahnbrechenden Erkenntnisse der modernen Medizin.

Abgesehen hiervon findet Musik auch dann Anwendung, wenn Patienten unter Schmerzen leiden. Hört ein Betroffener Stücke, die ihm gut gefallen, verringert sich das subjektiv empfundene Schmerzlevel und der Einsatz von Schmerzmitteln kann unter Umständen sogar verringert werden.

Musik beeinflusst die Psyche

Die menschliche Psyche ist noch längst nicht vollständig erforscht. Immer wieder stoßen Wissenschaftler auf neue Erkenntnisse, entwickeln Theorien und Behandlungsmöglichkeiten. Dass das psychische Wohlbefinden jedoch großen Einfluss auf die körperliche Gesundheit und Empfindungen wie Glück oder Zufriedenheit haben kann, ist längst belegt. Und auch hier beweist Musik ihre besonderen Fähigkeiten. Es gibt sogar eine eigene Fachrichtung, die Musikpsychologie, die sich alleine mit dem psychologischen Potenzial schöner Klänge beschäftigt. Dieser Fachrichtung geht die FAZ in einem Artikel auf den Grund.

Wenn die Welt Kopf steht, kann Musik helfen. (Quelle: whoalice-moore (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)

Wenn die Welt Kopf steht, kann Musik helfen. (Quelle: whoalice-moore (CC0-Lizenz)/ pixabay.com)

So fanden Forscher heraus, dass ruhige Musik wie Streichquartette oder Pop-Balladen die Ausschüttung des „Human growth hormone“, kurz HGH, in der Hirnanhangdrüse anregt. Auf diese Weise wird die Bildung von Interleukin-6 gehemmt, was sich wiederum auf die Nebennieren auswirkt. Sie nämlich produzieren dann weniger Cortisol und Adrenalin, was Stresssymptome lindern, den Blutdruck senken und Angstgefühle abmildern kann.

Doch auch wenn Menschen nicht an psychischen Störungen leiden, stärkt Musik das seelische Wohlbefinden. Das liegt daran, dass das Hören von Musik soziale Bindungen simuliert. Wer schon einmal Liebeskummer hatte und eine traurige Ballade gehört hat, weiß: Niemand bringt so viel Verständnis für den emotionalen Tiefpunkt auf als der Sänger des Stücks. Auch Musik verbindet also Menschen, selbst wenn sie sich nicht persönlich kennen. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass das Gehirn kaum zwischen Musik und Sprache unterscheidet. So kann die halbe Stunde Radio am Morgen fast genauso wohltuend wirken wie ein Telefonat mit der besten Freundin.

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