Faire Bezahlung für Künstler: Haben Spotify & Co den Markt kaputt gemacht?

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Es gibt eine romantische Vorstellung davon, wie Musiker leben. Ein paar Hits schreiben, Plattenverträge unterschreiben und schon rollt das Geld von selbst rein. Die Realität ist aber, dass ein Spotify-Streaming-Rekord in vielen Fällen weniger als ein Nebenjob an der Tankstelle einbringt.

Trotzdem ist Musik heute so präsent wie nie zuvor und Streaming-Dienste haben die Branche auf links gedreht, doch ob sie die Künstler mitgenommen oder einfach zurückgelassen haben, ist eine ganz andere Frage.

Hat Streaming die Musikindustrie zerstört oder nur verändert?

Technologische Umbrüche sorgen immer für Gewinner und Verlierer. Als Napster und illegale Downloads die Musikindustrie Anfang der 2000er erschütterten, wurde das Ende der Branche vorhergesagt und dann kam iTunes und Streaming. Die Glücksspielindustrie hat sich durch Online-Casinos auch nicht in Luft aufgelöst. Sie hat sich verlagert, sodass Angebote wie das NetBet online Casino jetzt virtuell zugänglich sind. Dasselbe gilt für Musik, denn die alte Struktur aus CD-Verkäufen und Plattenfirmen wurde durch Algorithmen, Playlists und Streaming-Abos ersetzt.

Die Frage ist, wie sich Künstler in diesem System behaupten können. Bleibt alles, wie es ist, wird Streaming für viele ein Minusgeschäft bleiben. Aber wenn sich alternative Modelle durchsetzen, sei es nutzerzentrierte Bezahlung oder direkte Fan-Unterstützung, könnte sich das Gleichgewicht langfristig verschieben.

Wie Streaming-Dienste die Vergütung von Künstlern berechnen

Das Streaming-Geschäft basiert auf einem simplen Prinzip. Nutzer zahlen entweder eine monatliche Gebühr oder ertragen tapfer die Werbeunterbrechungen, während sie ihre Musik hören. Die Einnahmen wandern in einen großen Geldtopf und werden dann unter den Künstlern aufgeteilt, aber das klingt leider nur auf den ersten Blick fair.

Der größte Anteil fließt dorthin, wo die meisten Streams generiert werden. Je geringer der eigene Anteil an den Gesamtstreams, desto kleiner auch das Stück vom Kuchen. Dieses System nennt sich Pro-Rata-Modell. Eine Person kann also monatelang nur eine kleine Indie-Band hören, aber ein Teil des Abo-Beitrags landet trotzdem bei den üblichen Chart-Dauergästen.

Ein nutzerzentriertes Modell würde genau das ändern, dann würde das Geld direkt an die Künstler gehen, die tatsächlich gehört werden. Fairer für die Kleinen, weniger lukrativ für die Großen. Warum das nicht längst eingeführt wurde? Eine Frage, die wohl nur Spotify & Co. selbst beantworten können.

Außerdem gibt es ein Problem mit den Auszahlungssummen, denn Spotify zahlt pro Stream gerade einmal 0,003 bis 0,005 US-Dollar. Apple Music ist mit 0,007 bis 0,01 Dollar etwas großzügiger, aber auch kein Jackpot. Die Annahme, dass eine Million Streams für finanzielle Unabhängigkeit sorgt, hält einer genaueren Betrachtung nicht stand.

Warum viele Künstler trotz Millionen von Streams kaum verdienen

Eine Million Streams klingt nach einer ordentlichen Zahl. In der Vorstellung vieler bedeutet das, finanziell ausgesorgt zu haben. Die Realität ist ernüchternd. Ein Song mit einer Million Streams auf Spotify generiert ungefähr 3.000 bis 5.000 US-Dollar. Nicht schlecht bis die Anteile für Label, Management und Vertrieb abgezogen sind. Am Ende bleibt oft kaum genug übrig, um davon wirklich zu leben.

Verglichen mit der guten alten Zeit der CD-Verkäufe ist das ein massiver Einbruch. Ein Album, das für 15 Euro verkauft wurde, brachte je nach Deal mehrere Euro pro Exemplar ein. Downloads über iTunes lieferten immerhin 70 Prozent des Kaufpreises. Heute müssen hunderttausende Streams zusammenkommen, um dieselben Einnahmen zu erzielen.

Der Einfluss von Algorithmen und Playlists auf Künstlerkarrieren

Musik und Genres entdecken funktioniert heute nicht mehr über Plattenläden oder Mixtapes, sondern über Algorithmen. Spotify, Apple Music und YouTube entscheiden, was gehört wird – und das geschieht nicht nach Zufall. Playlists wie „Today’s Top Hits“ oder „Deutschrap Brandneu“ sind Goldgruben. Ein Song, der dort landet, kassiert Millionen Streams und bekommt einen plötzlichen Karriere-Boost. Musik, die es nicht in diese Listen schafft, bleibt hingegen unsichtbar.

Das Problem? Die großen Labels haben natürlich Deals mit den Plattformen. Ihre Künstler werden mit höherer Wahrscheinlichkeit in den Top-Playlists platziert, während unabhängige Musiker im Meer der Releases untergehen. Dazu kommt das veränderte Hörverhalten. Während früher ein Album von vorne bis hinten durchgehört wurde, bestimmen heute Playlists, was läuft. Ein Song hat oft nur wenige Sekunden, um zu überzeugen. Fällt der Einstieg zu schwach aus, wird weitergeskippt – und damit auch die Chance auf eine bessere Platzierung im Algorithmus.

Welche Rolle Plattenlabels in der Streaming-Ökonomie spielen

Streaming-Plattformen sind nicht das einzige Problem. Labels spielen nach wie vor eine zentrale Rolle in der Musikbranche und haben sich auch im digitalen Zeitalter ihre Position gesichert. Ein Plattenvertrag verspricht oft Reichweite, Marketing und professionelle Produktionsmöglichkeiten. Doch die Kehrseite ist, dass Labels den Großteil der Streaming-Einnahmen für sich behalten.

Bei klassischen Verträgen gehen oft nur 10 bis 20 Prozent der Streaming-Einnahmen an die Künstler, während der Rest beim Label bleibt. Dass trotz Millionen von Streams kaum etwas hängen bleibt, liegt also auch an den Vertragsstrukturen.

Es gibt Alternativen. Direktvertrieb über Plattformen wie Bandcamp oder Patreon ermöglicht es Künstlern, den Mittelsmann zu umgehen und direkt von den Fans zu leben. Doch ohne das Marketingbudget eines Labels ist es schwer, größere Reichweite zu erzielen. Ein ewiges Dilemma zwischen Unabhängigkeit und finanzieller Sicherheit.

Gibt es Lösungen für eine gerechtere Bezahlung im Streaming-Zeitalter?

Einige Organisationen und Künstlerverbände fordern eine Reform der Streaming-Vergütung. Die EU hat bereits angedeutet, dass sie sich dem Thema annehmen könnte. Konkrete Maßnahmen gibt es bisher nicht, andere setzen auf alternative Plattformen. Bandcamp beispielsweise erlaubt es Musikern, ihre Werke direkt zu verkaufen, mit einem Anteil von über 80 Prozent an den Einnahmen. SoundCloud hat bereits mit nutzerzentrierter Bezahlung experimentiert, doch solange Spotify und Apple Music den Markt dominieren, bleibt das ein Tropfen auf den heißen Stein.

Viele Musiker suchen sich daher alternative Einkommensquellen. Live-Konzerte sind nach wie vor die lukrativste Möglichkeit, mit Musik Geld zu verdienen. Merchandise ist ebenfalls ein wichtiger Faktor und Fans kaufen lieber ein T-Shirt ihrer Lieblingsband, als ein paar Cent für einen Stream auszugeben. Und dann gibt es Crowdfunding. Plattformen wie Patreon oder Steady bieten Musikern eine Möglichkeit, sich direkt von ihrer Community finanzieren zu lassen. Manchmal ist es eben einfacher, 1.000 loyale Unterstützer zu finden, als Millionen Streams zu generieren.

Fazit

Streaming hat die Musikbranche nicht zerstört, sondern umgebaut. Diejenigen, die sich anpassen, können profitieren. Doch für Musiker, die ausschließlich auf Streaming setzen, reicht das oft nicht zum Leben.

Während große Labels, Algorithmen und Playlists das Geschäft dominieren, gibt es Wege, die Abhängigkeit von ihnen zu reduzieren. Alternative Einnahmequellen wie Live-Konzerte, Merchandise und Crowdfunding gewinnen an Bedeutung. Die Musikindustrie wird sich weiterentwickeln, ob das zum Vorteil der Künstler oder auf deren Kosten geschieht, bleibt die große Frage.

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